Deutsche Vizemeisterin über 200m Rücken - Herzlichen Glückwunsch!
Cordula Kringe wird Deutsche Vizemeisterin
von: Von Oliver Wilmer / Ibbenbürener Volkszeitung (IVZ)
Schwimmerin Cordula Kringe ist Deutsche Vizemeisterin der Altersklasse 50. Sie erzählt, was Schwimmen für sie so besonders macht und was Franziska van Almsick mit ihrem Werdegang zu tun hat. Der Wettkampftag beginnt früh für die Zahnärztin. Samstag um 6 Uhr steht sie auf, macht sich auf den Weg nach Solingen. Akkreditierung abholen, umziehen, dehnen, rund 1000m einschwimmen. spätestens jetzt ist Cordula Kringe gedanklich nur noch beim Wettkampf: ,,Ich schwimme mich gerne auf der Bahn ein, auf der ich auch den Wettkampf schwimme. Beim Rückenschwimmen sehe ich nur die Decke und nicht den Beckenrand. So kann ich mich besser orientieren." Da sie für eine Bahn a 50m zwischen 43 und 47 Züge braucht, wisse sie stets, wo sie sich im Becken befinde. Und das helfe auch bei der Wende am Rand, um einer Disqualifikation vorzubeugen.
Es folgt der Kampf mit dem Wettkampfanzug. ,,Der ist aus Carbon und zwei Nummern kleiner als die eigentliche Größe, damit er auch wirklich hauteng ist. Das dauert schon so zehn Minuten, den anzuziehen", erklärt sie. In Schale geworfen sucht sie noch einmal Zeit für sich: ,,Ich bin dann draußen oder in der Umkleide und gehe in mich." Um 9.45 Uhr steht ihr Lauf an. Während des vorherigen Rennens stehen die nächsten Teilnehmer schon am Becken. ,,Ich bin dann ultranervös und habe ganz schwitzige Hände. Ich glaube, das ist wichtig, um alles abrufen zu können." Im Wasser gilt volle Konzentration auf die Technik und die Anzahl der Züge. 3,05,47min nach dem Start die anfangs beschriebene Szene. Anschlagen, aufblicken, aufblitzen der Medaille: ,,Ich habe zwar darauf spekuliert, aber das Gefühl war trotzdem mega. Ich bin ein bisschen eskaliert."
Dass die SO-Jährige sich im Wasser pudelwohl fühlt, deutet sich schon früh an. Schon mit sechs Jahren macht die gebürtige Siegenerin das Seepferdchen, mit 13 Jahren tritt sie allerdings erst einem Schwimmverein bei. Dennoch fortan erfolgreich. Von 1988 bis 1992 schwimmt sie sogar in der Jugend-Nationalmannschaft. Und zwar an der Seite der mehrfachen Welt- und Europameisterin sowie vierfachen Silbermedaillengewinnerin bei Olympia, Franziska van Almsick. ,,Neben ihr bin ich 200m Kraul geschwommen. Sie war aber immer besser als ich", gesteht die Medizinerin mit einem Lächeln. Kraul und Rücken sind nach wie vor ihre Paradedisziplinen: ,,Wechselschwimmarten waren und sind irgendwie eher mein Ding. Eine richtige Erklärung dafür habe ich auch nicht", sagt Kringe. Gleichschlagschwimmarten wie Brust oder Schmetterling fallen hinten ab. Während „Franzi" ihrer Weltkarriere entgegenblickt, fokussiert Cordula sich auf ihr Zahnmedizinstudium.Ich habe schon noch Wasser gesehen, aber nicht mehr so intensiv und häufig trainiert", erzählt sie. Sie nutzt den Sport eher, um sich fit zu halten und als Ausgleich zum Uni-Stress.
2001 übernimmt sie schließlich die Praxis ihrer Schwiegereltern. Als die Zahnärztin 2003 vermehrt Rückenprobleme plagen, springt sie wieder häufiger ins Nass. Obwohl sie noch für den TSV Ueffeln startet, trainiert sie beim TuS Recke im Recker Hallenbad. ,,Die Masters-Truppen sind bei beiden Vereinen einfach super. Da sind auch private Freundschaften entstanden", freut sie sich. Sie stellt erneut fest, dass Schwimmen es ihr einfach angetan hat: ,,Ich kann dabei entspannen. Dieses Plätschern, die Schwerelosigkeit und das Dahingleiten: Eine Stunde lang bin ich völlig für mich. Dabei kann ich nach einem schweren Tag runterkommen."
Und eben, weil sie so einen Spaß daran hat, hat sie auch schon den nächsten Wettkampf im Blick. ,,Ich suche mir ein paar Wettkämpfe heraus, auf die ich mich gezielt vorbereite", sagt sie. Als nächstes stehen im März die Norddeutschen Meisterschaften in der Europahalle in Berlin auf dem Plan. Mit der Vorbereitung beginnt sie zwei Monate vorher, drei bis vier Wochen vorher passt sie auch die Ernährung an. Denn auch im März will Cordula Kringe wieder anschlagen, hochblicken und eine Medaille hinter ihrem Namen aufblitzen sehen.